Interferenzrohr

scholli
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Re: Interferenzrohr

Beitrag von scholli »

Hallo Wilfried,

danke für deine Antwort - eure Einschätzungen beruhigen mich. Ich möchte inzwischen das Rohr auch dranlassen, denn es wird seinen Sinn haben für die Leistungscharakteristik, wie der Ueli schon geschrieben hat. Außerdem ist es so typisch für die TX.
Solche Fahrten mit 2 Personen, Gepäck und Baumwollzelt haben wir früher mit meiner Laverda gemacht - Alpen, Toskana, Schweden, Norwegen usw. Und da hatte ich auch immer das Ölthermometer im Auge, denn die 750 SF ist mitunter ganz schön heiß geworden. Kaputtgegangen ist sie mir aber nie daran.

Ich werde wahrscheinlich nächstes Jahr sehen, ob die TX eine Fahrt zum Jahrestreffen durchhält ...

Beste Grüße -
Stefan
schraubix
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Re: Interferenzrohr

Beitrag von schraubix »

Hey Wilfried
ich bin voll deiner Meinung. Wir haben das als Jungspunde ebenfalls "erfahren", mit Frau, Zelt, Schlafsäcken und Gepäck über die Pässe geheizt.
In den späteren 80er Jahren wurde es noch heftiger. Wir tunten die TX Motoren und mutierten zeitweise zu Rasern über Pässe und Landstrassen. (Niemals Autobahn)
Die Motoren haben gehalten, von Ueberhizung keine Spur. Seither haben wir noch besseres Oel, darum ist das IF-Rohr kein Thema mehr.
LG
schraubix
sinabela
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Re: Interferenzrohr

Beitrag von sinabela »

Ich habe mal 1980 im Sursee im Spital gearbeitet und hatte Hr. Hostettler als Patienten auf dem Tisch. Die Firma Hostettler ist Generalimporteur von Yamaha. Wir haben uns damals über die TX unterhalten. Sie hatte einen sehr schlechten Ruf.

Er erklärte mir, dass der TX Yamahas zweite Versuch war sich auf dem 4 Tackter Markt zu etablieren. Schäden gab es fast nur in Deutschland, wo auf dem Autobahn Stundenlang Vollgas gefahren werden konnte.
Bei einige Modellen damals ohne Ölkühler gab es tatsächlich Schäden durch Überhitzung. Das wurde damals in der einschlägigen Literatur ausführlich breitgeschlagen. Da hatte Yamaha die Motoren auf Kulanz getauscht. Dann hiess es bei den TXler du hast noch keinen Austauschmotor? Und damit war alles im Eimer.
Er hatte damals in seinem Lager Zig Motoren herumliegen gehabt.
Er meinte damals, wenn man die TX vernünftig ohne stundenlanges Vollgas fährt, gibt es wenig Probleme.
Die Interferenzrohre machen wenig Probleme, ausser dass das eingegossene Metall sich mit der Zeit im Interferenrohr lockern kann.
Mehrere Verbesserungen gab es noch im Laufe der Zeit, aber die letzten waren wirklich fast Fehler frei.
Ölabstreiferringe ist ein allgemeines Yamaha Problem damals, Kette Ausgleichswelle wurde mit der Zeit länger, die Folge Vibrationen. Einige schmissen die Ausgleichswellen ohne Ersatz damals raus. Hatten weniger Vibrationen als die XS 650. Die Feder Ölabstreiferinge kann man nachspannen oder von Porsche einbauen. usw.

Bela
scholli
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Re: Interferenzrohr

Beitrag von scholli »

Ja, Bela -
der Name Hostettler ist mir noch vom Schriftzug auf den schnellen Zweitakt-Rennmaschinen bekannt. Ich hoffe, der Herr Hostettler hat sich damals bald wieder erholt!
Und wie einige von euch schon geschrieben haben: Das Interferenzrohr ist wohl so eine Art Symbol für einige etwas unüberlegt gelöste Konstruktionsaufgaben an dieser Maschine, aber ich sollte mich von der ganzen Schreiberei derer, die so ein Ding vielleicht nie selbst gefahren (geschweige denn repariert) haben, nicht verunsichern lassen. Meine läuft jedenfalls, und das nicht schlecht! Sie hat ein altes Motorgehäuse, das aber mit Sicherheit schon mehrmals offen war, und sie hat die Spannvorrichtung für die Balancerwelle und den Ölwannenring. Außerdem hat mein Vorgänger ihr u. a. eine kontaktlose Zündung und den Umbau auf BMW-Ölfilter spendiert. Von mir bekommt sie noch einen Ölkühler und Argos Anlasserfreilauf, außerdem muss ich mich um den Steuerkettenspanner kümmern. Aber Öl verliert oder verbrennt sie nicht sichtbar, und auch sonst ist sie sehr gut beisammen - ein unglaublich schönes Motorrad.
Also das Interferenzrohr bleibt - ich bin noch nie gern Autobahn gefahren. Im übrigen finde ich, man merkt auch, dass die Yamaha-Techniker hier was richtig Gutes bauen wollten, und in mancher Hinsicht ist ihnen das auch gelungen.

Herzlichen Dank für eure Vertrauen stiftenden Antworten!

Gruß Stefan
sinabela
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Re: Interferenzrohr

Beitrag von sinabela »

Hallo Scholli

Wegen des Anlasserfreilaufs von Argos solltest du dich mit Andy Loretz Info-Austauch Freilauf kurzschliessen.

Gruss Bela
fredi
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Re: Interferenzrohr Fotos

Beitrag von fredi »

Hallo Thomas,

Fotos von der Richard Metzger-TX und -Motor habe ich. Sende mir Deine Emailadressse an alfred.pech@sbg.at, dann schicke ich Dir ein paar Bilder.
martin s aus b
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Re: Interferenzrohr

Beitrag von martin s aus b »

Hier ist ja grad völlige Funkstille. da kann ich jetzt doch meine frage lsowerden.

Ich bin da kürzlich über ein Foto einer TX ohne interferenzrohr gestolpert.

Bild

Schön gemacht. Und mehr Anströmung für den Zylinderkopf gibt das natürlich schon. Aber ich fahr, weil mir das absolut keinen Spaß macht, zwar mit keinem meiner Motorräder viel Autobahn aber auf der Landstraße oder auf Alpenpässen dafür schon zügig. Meine TX von 1973 hat den 1974-Stand mit einem Tauschmotor(?) und Ölkühler. Mein Ölthermometer mit Geber im Sumpf war glaub ich noch nie über 80°C, oft kommts gar nicht über die 60°-Ansprechschwelle.
Scheint also so als sei das Problem beim letzten technischen Stand behoben. Oder brauchts dazu einfach Vollgas und Drehzahl?

Mein Kawasaki-Twin hat auch ein Interferenzrohr, allerdings unter der Ölwanne. Ich habs nicht probiert aber die 'Experten' berichten von einem merklichem Drehmomenteneinbruch wenn das Teil fehlt. Ueli, du schreibst einfangs du wärst mal ohne Interferenzrohr gefahren und die Motorcharakteristik habe sich deutlich verschlechtert. Was heißt das konkret?

Martin
schraubix
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Re: Interferenzrohr

Beitrag von schraubix »

Hi Martin
Lustiger Zufall: Gerade heute hat mein Kumpel seine TX mit dem neu gemachten Motor abgeholt. Soweit alles paletti aber beim Interferenzstück hats herausgeblasen.
Ein bekanntes Phänomen, weil das Teil mit der Zeit und von der Hitze etwas "rund" wird. Das heisst, die Schrauben ziehen den Flansch zum Zyl.kopf und somit biegt sich der Flansch und ist nicht mehr dicht.
Ich feile dann jeweils den Flansch wieder plan und setze neue Dichtungen ein.
Jetzt wars aber so, dass die neuen Dichtungen aus dem Zubehörmarkt etwas dünner sind und somit nicht richtig dicht machen.
Jetzt aber zu deiner Frage:
Es ist lange her und war in der Zeit, als ich noch den XS Laden in Thun hatte. Ich hatte damals also vielmehr mit den 650ern zu tun und verkaufte meinen Kunden auch Ersatz-Auspufftöpfe aller Art. Viele davon hatten kein
Interferenzrohr. Die meisten beklagten sich dann über eine verschlechterung des Drehmoments. Oder rudimentär formuliert: Bei 4000 Touren war ein "Loch"
Den Versuch machte ich dann, wie gesagt, auch mal mit der TX und wenn ich mich recht erinnere, war das ziemlich genau so.
Die Versuchsteile hab ich noch. Ein zersägtes IF-Teil das bei beiden offenen Seiten zugeschweisst wurde. (Vieleicht nicht ganz optimal)
Ich bin nachwievor überzeugt, dass die TX mit dieser Auslassverbindung am besten läuft.
Gruss
ueli
fredi
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Re: Interferenzrohr

Beitrag von fredi »

Servue Ueli!
Richard Metzger (www.rm-rudst.de) ist Fan von Gewichts- und Technikoptimierung. Er entfernt bei den TXen auch immer das Interferenzrohr. Frag ihn doch mal direkt (weiß nicht, ob er im Forum stöbert, ich denke, er schraubt lieber :) ). Anbei ein Foto von seiner Arbeit am Interferenzrohr.
LG Fredi
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Metzger Interferenzrohr 20180114 c Richard Metzger.jpg
Metzger Interferenzrohr 20180114 c Richard Metzger.jpg (155.27 KiB) 6471 mal betrachtet
scholli
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Re: Interferenzrohr

Beitrag von scholli »

Ungesicherte Hypothesen zum Thema Interferenzrohr
Interferenz bedeutet ja Überlagerung von Schwingungen, die sich gegenseitig verstärken oder aufheben können. Sind die Schwingungen von ungleicher Frequenz und mischen sich, wechseln sich Verstärkung und Schwächung der Amplituden ab, wodurch eine neue Schwingung mit einer dritten, niedrigeren Frequenz entsteht.
Beim TX-Gleichläufer haben wir zwei gleiche, phasenverschobene Frequenzen. Die Druckspitzen des einen Zylinders hauen genau in die Drucktäler des anderen. Es entsteht also keine überlagernde dritte Frequenz. Die Wirkung des Interferenzrohres kann ich mir deshalb nur so vorstellen:
1. Das Volumen für jeden Auspuffvorgang vergrößert sich, weil für jeden Auspufftakt beide Schalldämpfer zur Verfügung stehen. Das sorgt für Entspannung und eine zügige Entsorgung des Abgases.
2. Die Druckschwankungen, wie sie in einem separaten Schalldämpfer pro Zylinder entstehen, sind in einem Verbundsystem mit Interferenzrohr nicht mehr so hoch, was der Schalldämpfung zugute kommt.
3. Eine Wirkung des Abgasstroms im Interferenzrohr auf die Füllung des jeweils anderen Zylinders ist wohl auszuschließen, weil im Moment der Öffnung des Auslassventils bspw. des linken Zylinders das rechte Auslassventil geschlossen ist. Umgekehrt genauso, wegen des symmetrischen Zündabstandes von 360°. Eine Auspuffanlage kann ja sehr wohl eine Wirkung auf die Füllung haben - nämlich mit dem Rückstoß (eine Art Echo) der Druckwelle bei noch geöffnetem Auslass. Dadurch wird in der Überschneidung mitgerissenes Frischgas zurück in den Verbrennungsraum geschoben, bevor das Auslassventil schließt. Das hat aber nichts mit dem Interferenzrohr zu tun.
Schlussfolgerung: Das I-Rohr hilft, bei vorschriftsmäßiger Schalldämpfung das Abgas loszuwerden. Außerdem unterstützt es die Schalldämpfung. Das habe ich gemerkt, als ich mal die alten SFC-Krümmer ohne I-Rohr mit serienmäßigen Schalldämpfern an meiner Laverda probiert habe - ein sehr spitzer, knallender Sound. Mit Serienkrümmern und I-Rohr vor den Zylindern ist sie deutlich leiser. Ein Interferenzrohr ist also vor allem bei schallgedämpften Anlagen sinnvoll, um das Volumen auf den zweiten Dämpfer auszudehnen.

Die Gegenüberstellung der Auspuffstutzen von Richard Metzger ist echt interessant - Respekt! Bei der letzten Version scheint mir auch der Durchmesser etwas gewachsen zu sein - das entspannt ja auch schon mal. Ist das nicht auch die Maschine mit Schiebervergasern und kpl. ohne Ausgleichswellen?

Beste Grüße -
Stefan
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