Bremse macht nicht auf, Teil 2
Verfasst: Mo 28. Aug 2023, 22:57
Das Thema des schwergängigen Vorderrads wegen klemmender Bremse hatten wir hier unter der Überschrift 'Dichtringe Scheibenbremse vorn' https://www.tx750.de/forum/viewtopic.ph ... e&start=10, in meinen TÜV-Bericht von 2014 'Bremse macht nicht auf, TÜV gnadenhalber' https://www.tx750.de/forum/viewtopic.php?t=5309 und jetzt neu in 'Maße Staubschutzring Bremssattel vorn' https://www.tx750.de/forum/viewtopic.php?t=5721.
Der Staubschutzring dens offensichtlich in unterschiedlichen Abmessungen gibt spielt sicher eine Rolle, am Gabelholm anliegende Bremsbelagfahnen möglicherweis auch, eine richtige Erklärung wieso das Rad sich bei der einen TX frei dreht und bei der anderend eher nicht hab ich für mich aber bis vergangene Woche nicht gefunden.
Vergangene Woche hab ich, nachdem ich den Versuch die Saxmoto-Dichtungen mit dem dicken Staubschutzring zu montieren abgebrochen und wieder die alten Dichtungen eingebaut hab, nämlich beschlossen, wenn ich jetzt das Rad schon mal raus hab, die cirka zu 50 .. 60% abgefahrenen Bremsbeläge durch neue zu ersetzen, die ich vor ein, zwei Jahren gekauft hab.
Die alten Beläge waren inclusive Grundplatte noch zwischen 6,5 und 5,5 mm stark, die neuen hatten 9,5 mm. Und um die jetzt zu montieren musst ich die Bremskolben um die Differenz plus ein wenig Einbauluft, also um ca. 4 bis 5 mm mit einem Schraubenzieher reindrücken. Ich hab den Deckel des Flüssigkeitsbehälters runter, die Kolben einzeln eingedrückt, die damit übrige Bremsflüssigkeit im Behälter mit einer Spritze abgesaugt und war nach 5 Minuten mit drei von vier Kolben fertig. Der vierte, der am weitesten rausstand, lies sich oms Verrecke nicht ein Muggaseggele (Schwäbisch für 'nicht mal einen Mikrometer') eindrücken so daß ich in meiner Verzweiflung schließlich den Bremssattel abmontiert und zerlegt hab. Und auch da saß er noch bombenfest, ich musst ihn erst mit Pressluft rausschiessen, konnt ihn anschließend aber vorsichtig von Hand auf die gewünschte Tiefe eindrücken .
Also alles wieder zusammen, neue Beläge, Rad rein, Schutzblech montiert, Bremse wegen des abgebauten Bremssattels entlüftet. Und nachdem der Druckpunkt wieder wie gewünscht da war lässt sich das Rad nach dem Festbremsen und anschließenden Loslassen des Hebels ohne merklichen Widerstand durchdrehen die Dichtringe ziehen die Kolben offensichtlich zurück wie sie sollen. Und die Kawasaki daneben sagt 'na endlich, so kann ich das schon immer'
Das hat sich jetzt nach zwei Wochen und 400 km nicht geändert, die Bremse ist, was diesen Aspekt angeht, nicht wiederzuerkennen.
Das hat mich jetzt beschäftigt, ich hab an einem zerlegten Bremssattel gemessen und denk jetzt, daß ich verstanden habe wies zu den nicht rückstellenden Bremsbelägen kommt. Das Phänomen ist unter dem Schlagwort 'Schubladeneffekt' bekannt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schubladeneffekt
Einen Schnitt durch die Yamaha-Bremse hab ich nirgends gefunden, aber Festsattel ist Festsattel, ich versuchs an dem hier zu beschreiben.
Der Kolben der Bremse hat einen Durchmesser von 48,0 mm, die Bohrung im Bremssattel hat vorne im Bereich des blauen Staubschutzrings den Durchmesser Ds von ca 48,15 mm, hinter dem eigentlichen grauen Dichtring ca 48,05 mm. Schwer zu messen weil der Subito zu dick ist und die 'Messflügel' der Schieblehre zu kurz sind aber die Fühlerlehre zeigt ein Spiel zwischen Kolben und Bohrung von 0,05 mm.
Wenn die Beläge wie bei mir halb abgefahren sind tauchen die Kolben grad am zwischen 3,5 und 4 mm in die Führungsbohrung ein. Wenn jetzt die Dichtringe versuchen die Kolben zurückzuziehen erfolgt das mit Sicherheit nicht zentrisch. irgendwo am Umfang gehts am leichtesten, wo anders am schwersten, die rückzugskraft wirkt außermittig => die Kolben kippen, gleichzeitig ist der Reibwert zwischen Kolben und Bohrung durch die Staubschutzringe und die Anlage über die Kanten der Kolben relativ groß, Selbsthemmung, und die Bremsbeläge klemmen die Scheibe, obwohl kein hydraulischer Druck mehr ansteht.
Mit den neuen Belägen verdoppelt sich die Führungslänge auf ca 7,5 mm, die Kolben werden deutlich besser geführt, der Kippwinkel reduziert sich auf weniger als die Hälfte. Das reduziert den Reibwert über die diagonale Anlage und entspannt offensichtlich die Lage so, daß der Klemmeffekt nicht mehr auftritt. Der Steg zwischen den Staubschutz -und den Dichtringen hat Bohrungsdurchmesser 48,16, wenn er auch noch den 'kleinen' Durchmesser 48,05 hätte wär die Kolbenführung grundsätzlich gut 4 mm länger.
Yamaha hat dann wohl auch gemerkt daß das Murks ist. Die XS 500 bekam eine Schwimmsattelbremse mit einer Staubschutzmembran statt des zum Klemmen neigenden Staubschutzrings und einem, zumindest laut Schnittbild, 1:1 - Verhältnis zwischen Führungslänge und Durchmesser.
So lernt mans, wenn ich mich richtig erinnere, auch in der Konstruktionslehre-Vorlesung
Martin
Der Staubschutzring dens offensichtlich in unterschiedlichen Abmessungen gibt spielt sicher eine Rolle, am Gabelholm anliegende Bremsbelagfahnen möglicherweis auch, eine richtige Erklärung wieso das Rad sich bei der einen TX frei dreht und bei der anderend eher nicht hab ich für mich aber bis vergangene Woche nicht gefunden.
Vergangene Woche hab ich, nachdem ich den Versuch die Saxmoto-Dichtungen mit dem dicken Staubschutzring zu montieren abgebrochen und wieder die alten Dichtungen eingebaut hab, nämlich beschlossen, wenn ich jetzt das Rad schon mal raus hab, die cirka zu 50 .. 60% abgefahrenen Bremsbeläge durch neue zu ersetzen, die ich vor ein, zwei Jahren gekauft hab.
Die alten Beläge waren inclusive Grundplatte noch zwischen 6,5 und 5,5 mm stark, die neuen hatten 9,5 mm. Und um die jetzt zu montieren musst ich die Bremskolben um die Differenz plus ein wenig Einbauluft, also um ca. 4 bis 5 mm mit einem Schraubenzieher reindrücken. Ich hab den Deckel des Flüssigkeitsbehälters runter, die Kolben einzeln eingedrückt, die damit übrige Bremsflüssigkeit im Behälter mit einer Spritze abgesaugt und war nach 5 Minuten mit drei von vier Kolben fertig. Der vierte, der am weitesten rausstand, lies sich oms Verrecke nicht ein Muggaseggele (Schwäbisch für 'nicht mal einen Mikrometer') eindrücken so daß ich in meiner Verzweiflung schließlich den Bremssattel abmontiert und zerlegt hab. Und auch da saß er noch bombenfest, ich musst ihn erst mit Pressluft rausschiessen, konnt ihn anschließend aber vorsichtig von Hand auf die gewünschte Tiefe eindrücken .
Also alles wieder zusammen, neue Beläge, Rad rein, Schutzblech montiert, Bremse wegen des abgebauten Bremssattels entlüftet. Und nachdem der Druckpunkt wieder wie gewünscht da war lässt sich das Rad nach dem Festbremsen und anschließenden Loslassen des Hebels ohne merklichen Widerstand durchdrehen die Dichtringe ziehen die Kolben offensichtlich zurück wie sie sollen. Und die Kawasaki daneben sagt 'na endlich, so kann ich das schon immer'
Das hat sich jetzt nach zwei Wochen und 400 km nicht geändert, die Bremse ist, was diesen Aspekt angeht, nicht wiederzuerkennen.
Das hat mich jetzt beschäftigt, ich hab an einem zerlegten Bremssattel gemessen und denk jetzt, daß ich verstanden habe wies zu den nicht rückstellenden Bremsbelägen kommt. Das Phänomen ist unter dem Schlagwort 'Schubladeneffekt' bekannt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schubladeneffekt
Einen Schnitt durch die Yamaha-Bremse hab ich nirgends gefunden, aber Festsattel ist Festsattel, ich versuchs an dem hier zu beschreiben.
Der Kolben der Bremse hat einen Durchmesser von 48,0 mm, die Bohrung im Bremssattel hat vorne im Bereich des blauen Staubschutzrings den Durchmesser Ds von ca 48,15 mm, hinter dem eigentlichen grauen Dichtring ca 48,05 mm. Schwer zu messen weil der Subito zu dick ist und die 'Messflügel' der Schieblehre zu kurz sind aber die Fühlerlehre zeigt ein Spiel zwischen Kolben und Bohrung von 0,05 mm.
Wenn die Beläge wie bei mir halb abgefahren sind tauchen die Kolben grad am zwischen 3,5 und 4 mm in die Führungsbohrung ein. Wenn jetzt die Dichtringe versuchen die Kolben zurückzuziehen erfolgt das mit Sicherheit nicht zentrisch. irgendwo am Umfang gehts am leichtesten, wo anders am schwersten, die rückzugskraft wirkt außermittig => die Kolben kippen, gleichzeitig ist der Reibwert zwischen Kolben und Bohrung durch die Staubschutzringe und die Anlage über die Kanten der Kolben relativ groß, Selbsthemmung, und die Bremsbeläge klemmen die Scheibe, obwohl kein hydraulischer Druck mehr ansteht.
Mit den neuen Belägen verdoppelt sich die Führungslänge auf ca 7,5 mm, die Kolben werden deutlich besser geführt, der Kippwinkel reduziert sich auf weniger als die Hälfte. Das reduziert den Reibwert über die diagonale Anlage und entspannt offensichtlich die Lage so, daß der Klemmeffekt nicht mehr auftritt. Der Steg zwischen den Staubschutz -und den Dichtringen hat Bohrungsdurchmesser 48,16, wenn er auch noch den 'kleinen' Durchmesser 48,05 hätte wär die Kolbenführung grundsätzlich gut 4 mm länger.
Yamaha hat dann wohl auch gemerkt daß das Murks ist. Die XS 500 bekam eine Schwimmsattelbremse mit einer Staubschutzmembran statt des zum Klemmen neigenden Staubschutzrings und einem, zumindest laut Schnittbild, 1:1 - Verhältnis zwischen Führungslänge und Durchmesser.
So lernt mans, wenn ich mich richtig erinnere, auch in der Konstruktionslehre-Vorlesung
Martin